Es war schon ganz schön aufregend, als wir (Silke, Patty und ich) uns in Frankfurt trafen, um ein Interview mit Jürgen Roth zu führen.
Wir treffen uns an der U-Bahn-Haltestelle in der Nähe seiner Wohnung. Patty und ich sind gemeinsam mit der Bahn angereist, Silke kommt uns aus der anderen Richtung entgegen. Sie ist super-blass, was aber wahrscheinlich an dem ganzen Glühwein liegt, den sie am Vorabend bei unserer Weihnachtsfeier abgekippt hat. Auch ich stehe an diesem Tag vollkommen neben mir - Patty und ich waren erst um 02:30 Uhr im Bett und nun sollen wir fit sein - tz...
Wir sind früh genug, um noch eine Zigarette zu rauchen, die wir auch dringend brauchen - ein Schnaps wäre jetzt auch nicht schlecht.
Punkt 16 Uhr: Wir klingeln bei Jürgen Roth an der Tür und werden von seiner Frau heraufgebeten. Das Haus: ein altes Stadthaus mit hohen Stuckdecken und hohen Türen, das Treppenhaus aus altem Holz - einfach schön.
Als wir oben angekommen sind, öffnet Frau S. die Tür, um uns mitzuteilen, dass "Jürgen" noch telefoniert. Wir dürfen aber trotzdem schon bei ihm eintreten. Sein Arbeitszimmer besteht aus einem uralten Schreibtisch und Regalen, die (fast) bis zur Decke über und über mit Büchern gefüllt sind - teilweise kreuz und quer. Jürgen Roth sitzt in einem Lederohrensessel und telefoniert gerade mit BBC - natürlich! Oh man, jetzt ist es mit der Ruhe ganz dahin, wir wissen gar nicht, wie wir uns setzen sollen und wie uns geschieht.
Silke und Patty nehmen auf der Ledercouch platz, ich setze mich gegenüber auf einen Lederstuhl. Um meine Aufregung zu überspielen, bereite ich mein Aufnahmegerät vor, richte das Mikrophon aus und überprüfe, ob alles funktioniert. Das hatte ich natürlich auch schon in der Bahn gemacht, aber besser ist besser.
Silke sortiert ihre Unterlagen, die sie für das Interview vorbereitet hat und Patty schaut mich so unsicher an, wie ich mich fühle.
Als das Telefonat beendet ist, wendet sich Jürgen Roth uns zu. Silke bedankt sich dafür, dass wir ihm seine wertvolle Zeit stehlen dürfen und überreicht ihm die mitgebrachte Flasche Wein. Einen Augenblick scheint es mir, als sei ihm diese Geste unangenehm. Er bietet uns etwas zu trinken an und fragt, ob wir rauchen möchten. Ich verneine SOFORT alles - um ja keine Umstände zu machen, frage jedoch nicht meine Begleiterinnen. Sie mögen es mir verzeihen!
Wir kommen sofort mit ihm ins Gespräch, das Interview beginnt und ich staune Bauklötze, wie souverän Silke diese wichtige Befragung führt. Ich traue ihr ja einiges zu, aber soviel coolness, und wenn es nur überspielte Aufregung ist, hätte ich ihr nicht zugetraut. Sagenhaft, wie ein Profi und als hätte sie niemals etwas anderes getan...
Ich bin platt. Nach einer knappen Stunde verlassen wir die Wohnung und können es kaum glauben. Jürgen Roth hatte uns das Gefühl gegeben, als wäre dieses Gespräch (mit drei winzig kleinen, unbedeutenden, keine Ahnung habenden Drittsemesterstudentinnen) das Wichtigste aller Zeiten gewesen.
Danke Jürgen Roth!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen