23 Mai 2007

Noch ein Jahr...


...dann habe ich eine volljährige Tochter. Am Wochenende wurde Neele (auf dem Bild links mit ihrer Schwester Lea) 17 Jahre alt und ich frage mich, wann diese Zeit vergangen ist.
Als sie geboren wurde, hatte sie schwarze lockige Haare und war ein vollkommen ausgeglichenes Kind. Sie schlief nach einer Woche die Nacht durch, weinte sehr wenig und war das Vorzeigekind, was sich jeder wünschte.

Schach spielen mit Jeróme
Dann kam die Kindergartenzeit und Neele hatte auf Anhieb drei Freundinnen, die alle das gleiche Kaliber hatten. Reihum wurde sich getroffen und dabei durfte keine fehlen. Als ich im selben Kindergarten zu arbeiten begann, musste Neele die Gruppe wechseln, um keine Nach- oder Vorteile durch meine Anwesenheit zu haben. Sie suchte sich neue Freunde. Einer davon war Jeróme, der ihr mit fünf Jahren das Schachspielen beibrachte. Von nun an traf sie sich nachmittags mit ihrem neuen Freund, um über neue Strategien zu brüten - ein eher ungewohntes Bild. Den körperlichen Ausgleich fand sie mit Aline, mit der sie eher wild umherrannte und Buden baute. Ich war beruhigt - alles war im Rahmen.

Zeichensprache anstelle von Lesen und Schreiben
1996 begann ihre Schulzeit und sie wurde in die Sterntaler Schule in Dietzenbach eingeschult. Sie war eines von drei deutschen in einer Klasse mit ausländischen Kindern, die zum Teil kein Wort Deutsch sprechen konnten. Aber wir waren offen und dachten uns: "Wir leben in einer Mulitkulti-Gesellschaft, da kann diese Schule nicht schaden." Allerdings gestaltete es sich mit den Freundinnen nicht ganz so einfach, denn diese wohnten zum größten Teil im berühmten "Starkenburgring", den man irgendwann in "Spessartviertel" umtaufte, was die Situation aber auch nicht verbesserte. So konnte Neele zwar immer ihre Freundinnen zu sich nach Hause einladen aber sie durfte nicht zu denen nach Hause - dafür gab es zu viele illegale Bewohner in diesen Häusern, durch die es oft zu kriminellen Zwischenfällen kam.
Die Schulzeit gestaltete sich schwierig. Die Lehrerin und ein Schulpsychologe versuchten den Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder langsam auf ein und dasselbe Level kommen, was aber kaum möglich war. Nach einem halben Jahr konnte Neele weder schreiben noch lesen, aber sie beherrschte eine neue Zeichensprache, mit der sie sich mit ihren anderssprachigen Mitschülern zu verständigen versuchten.

Umzug nach Rodgau
Wir brachen die Schulzeit dort nach sechs Monaten ab und zogen nach Rodgau.
Für Neele war die erste Zeit an ihrer neuen Schule eine einzige Katastrophe, sie musste alles in wenigen Wochen aufholen, was die neuen Mitschüler schon beherrschten - und das war nicht gerade wenig.
Aber sie schaffte es und fand auch dort sofort eine Freundin namens Mona.

Die Grundschulzeit verlief mit einigen Höhen und Tiefen für Neele ganz gut und so wechselte sie 2000 auf die Heinrich-Böll-Schule in Niederroden. Die sechs Jahre an der Integrierten Gesamtschule waren ein Traum, sowohl für Neele, als auch für uns.
Engagierte Lehrer, interessante Aktivitäten und ein Schulsystem, welches jeden Schüler auffängt; das ist einfach gut für das Schulklima.

Seit fast einem Jahr besucht sie jetzt die Claus-von-Stauffenberg-Schule in Dudenhofen, eine reine Oberstufenschule und ich muss feststellen, dass aus unserer kleinen schwarzgelockten Neele eine taffe junge Frau geworden ist. In einem Jahr ist sie volljährig und kann ihre eigenen Wege gehen, was sie z. T. schon ganz gut auskostet. Ihr jetztiger Freundeskreis ist genau so nett, wie alle anderen zuvor - besonders Pascal und Corinna sind eng verbunden mit Neele und ich hoffe, dass das so bleibt.
Neele feierte ihren 17. zu Hause mit den besten Freunden, während Geo und ich uns bei Freunden über Nacht einquartierten.
Ich bin ganz schön stolz auf unsere Mädels (Lea wurde in diesem Artikel nicht erwähnt, sie mag es mir verzeihen)und würde alles genau so wieder machen, wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte.

1 Kommentar:

  1. Was für eine wunderbare und anschauliche Lebensgeschichte! Das war wirklich schön zu lesen - auch wenn man sich nun selbst fragen muss, wie schnell diese Zeit vergangen ist.
    Herzliche Glückwünsche nachträglich an Neele!

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